Patienteninformationen

Schilddrüsenerkankungen bei Kindern und Jugendlichen

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Schilddrüsenerkankungen bei Kindern und Jugendlichen

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Schilddrüsenerkankungen bei Kindern und Jugendlichen

Die Schilddrüsenhormone sind unabdingbar für eine ungestörte Entwicklung des ungeborenen Kindes im Mutterleib wie auch für Körperwachstum und Ausreifung der intellektuellen Fähigkeiten während Kindheit und Adoleszenz. Eine nicht rechtzeitig erkannte und behandelte Unterfunktion der Schilddrüse kann zu Kleinwuchs und verspätete Pubertät, aber auch zu Störungen der mentalen Entwicklung führen. In einer Studie, die vor einiger Zeit veröffentlich wurde, konnte gezeigt werden, dass Kinder mit einer nicht behandelten Unterfunktion der Schilddrüse einen deutlich niedrigeren Intelligenz-Quotienten aufwiesen gegenüber Gleichaltrigen, bei denen die Unterfunktion rechtzeitig erkannt und durch die Einnahme von Schilddrüsenhormonen behandelt wurde. Eine unbehandelte Überfunktion im Kindesalter führt dagegen zu einer Wachstumsbeschleunigung.

Symptome und Befunde der Schilddrüsen-Unterfunktion

  • Gewichtszunahme
  • Müdigkeit
  • Leistungsminderung
  • Konzentrationsstörungen
  • Wachstumsstörung
  • verzögerte Pubertät
  • Kropfbildung

Symptome und Befunde der Schilddrüsen-Überfunktion

  • Nervosität
  • Leistungsminderung
  • vermehrtes Schwitzen
  • Unruhe
  • nächtliches Wasserlassen
  • Gewichtsabnahme
  • Pulsbeschleunigung
  • Zittern
  • Durchfall
  • Kropfbildung

Angeborene Schilddrüsen-Unterfunktion

Bis auf sehr seltene Ursachen einer angeborenen Schilddrüsen- Unterfunktion wird diese durch das sog. Neugeborenen-TSH-Screening erfasst. Hierbei handelt es sich um eine gesetzlich vorgeschriebene Schilddrüsen-Funktionsuntersuchung am 1. Lebenstag. Diese Unterfunktion ist meist auf eine fehlende Anlage (Aplasie) der Drüse zurückzuführen. Nachuntersuchungen bei Kindern mit einer angeborenen Unterfunktion der Schilddrüse, bei denen vor dem 13. Lebenstag mit einer Schilddrüsenhormontherapie begonnen wurde, zeigen, dass bei frühem Behandlungsbeginn mit einer normalen körperlichen und intellektuellen Entwicklung gerechnet werden kann.

Erworbene Schilddrüsen-Unterfunktion (Autoimmunthyreoiditis, Hashimoto-Thyreoiditis)

Es handelt sich hierbei um einen langsam fortschreitenden Funktionsverlust der Schilddrüse durch immunologisch bedingte Zerstörung von Schilddrüsenzellen. Oftmals ist dieselbe Erkrankung bei einem Elternteil, meist der Mutter, ebenfalls nachweisbar, als Ausdruck einer genetischen Prädisposition. Kinder von Eltern mit einer derartigen Schilddrüsenuntersuchung sollten daher ebenfalls untersucht werden. Mädchen sind 3- bis 4-fach häufiger betroffen als Jungen. Die Erkrankung wird durch Ultraschall und den Nachweis spezifischer Schilddrüsen- Antikörper gestellt. Sie kann mit einem Kropf, häufiger jedoch mit einer Schrumpfung der Drüse einhergehen. Der Funktionsverlust der Drüse wird durch Einnahme von Schilddrüsenhormon-Tabletten ersetzt. Eine Jodbehandlung ist nicht nur nicht effektiv, sie kann unter Umständen den Verlauf der Erkrankung ungünstig beeinflussen. Bei frühzeitigem Beginn einer Hormon-Therapie ist von einer normalen Lebenserwartung auszugehen.

Schilddrüsen-Überfunktion (Morbus Basedow, fokale Autonomie)

Die Basedowsche Krankheit ist die häufigste Ursache einer Schilddrüsen- Überfunktion im Kindes- und Jugendalter. Sie ist ebenfalls immunologisch bedingt, nur dass sie im Gegensatz zur Hashimoto-Thyreoiditis die Schilddrüsenzellen nicht zerstört, sondern zur gesteigerten Hormonproduktion stimuliert. Die Basedowsche Krankheit kann mit einer normal großen Schilddrüse einhergehen, jedoch auch einen Kropf aufweisen. Die Kinder sind nervös, zappelig und neigen zum Schwitzen. Gewichtsabnahme und Leistungsminderung treten häufig auf. Gelegentlich werden außerdem ein Hervortreten der Augäpfel oder nur erweiterte Lidspalten beobachtet. Die übermäßige Hormonausschüttung erfordert in aller Regel den Einsatz von Medikamenten, die die Schilddrüsenhormon-Produktion hemmen. Die Therapie sollte max. 12 bis 18 Monate durchgeführt werden und bedarf engmaschiger Laborkontrollen. Jugendlichen mit dieser Erkrankung muss zur strikten Nikotinenthaltung geraten werden. Schilddrüsenknoten, die eine Überfunktion aufweisen (sog. ‚Heiße Knoten‘ oder fokale Autonomie) kommen bei Kindern und Jugendlichen nur sehr selten vor, sodass Schilddrüsen-Operation oder gar Radiojodtherapie eine Rarität darstellen.

Fazit

Nicht erkannte Funktionsstörungen der Schilddrüse sind im Kindesalter durch eine signifikante Beeinträchtigung des Körperwachstums aber auch der mentalen Ausreifung gekennzeichnet. Vor Einleitung einer Therapie mit Schilddrüsen-Hormonen bzw. Hormon-Blockern sollte die Ursache der Funktionsstörung zweifelsfrei geklärt werden. Eltern, die an einer Schilddrüsenerkrankung, insbesondere mit Unter- oder Überfunktion leiden, sollten wegen der genetische Prädisposition mancher Schilddrüsenerkrankungen, eine Untersuchung ihrer Kinder veranlassen.

Stand September 2016
Dr. Scheck